Was ich fühlen soll

Vorweg: Es ist ein Problem, was nicht erst seit gestern besteht und es ist nicht die Schuld einer einzelnen Person. Aber es ist etwas, was tief in mir verankert ist und mir persönlich aktuell so dermaßen auf den Sack geht, dass ich das Thema, was ich bereits in diversen Blogs angeschnitten habe, nun ausführlich behandeln möchte.
Vielleicht geht es ja anderen auch so und man könnte sich vielleicht mal ein wenig vernetzten?

Worum geht es?

Es ist gerade 2:52 Uhr. Aufgrund einer inzwischen abklingenden Corona-Infektion, habe ich keinen guten Schlafrhythmus. Und nachts ist mein Kopf sehr aktiv darin, Dinge zu zerdenken. Und dieses Thema ist heute sehr präsent in meinem Denkapparat.
Es ist ein Problem, was im Laufe des Lebens immer intensiver wurde. Und inzwischen habe ich das Gefühl, dass ich wieder weniger offen mit meinen Problemen umgehen sollte.

Schon als Kind hat man mir vorschreiben wollen, was ich fühlen soll oder mir mitgeteilt wird, was ich denn gerade fühle. In meinem ANGST-Projekt habe ich immer wieder mal erwähnt, dass mir Gefühle wie Freude oder Liebe irgendwie fremd sind.
Ich reflektiere seit Stunden Dinge aus meiner Vergangenheit. Erste Liebe. Erste Beziehung. Erste lange Partnerschaft. Wie sehr ich an solche Dinge hänge und so weiter.

Da ist ein Gefühl

Und ja. Da ist immer ein Gefühl mit dabei. Ich möchte mich hierbei an das erste Treffen mit meinem ersten langjährigen Partner beschränken. Wir haben uns durch einen Ex digital auf GayOne (kennt das noch jemand?) kennen gelernt. Und weil ich noch recht jung, und wie auch jetzt noch, überängstlich vor neuen Bekanntschaften war, habe ich mich nur in meiner Nähe getroffen.
Ich weiß noch, wie nervös ich war. Und dann, die eine millionen Fragen in meinem Kopf. »Was ist wenn er mich hässlich findet?«, »Was ist wenn er mir was böses will?«, »Was ist wenn ich was dummes sage?« Einfach mal als Auswahl.

Das erste Gefühl, was ich definieren konnte, war Erleichterung. Weil meine Hiobsgedanken nicht eingetreten sind. Und diese Gedanken begleiten mich auch heute. Bei jeder Begegnung. Wir hatten uns dann ne ganze Weile unterhalten und ich hatte ein ganz besonderes Gefühl (Das definiere ich später. Sorry.) Für einen sehr kurzen Moment.
Es kam zu einem Kuss und so weiter. Und es folgte Aufregung, wenn man sich wieder sieht. Mit neuen Fragen: »Würde er es überhaupt mit mir aushalten?«, »Was wenn er deine Familie kennenlernt?«, »Was ist, wenn er dich nackt sieht?« Auch mal ein paar Beispiele.

Also oft ist es so, dass selbst wenn ich ein Gefühl in mir als positiv bezeichnen würde, und ja: je nach Situation kann auch Aufregung kann für mich positiv sein, wird es immer von einer grauen Wolke mit negativen Fragen überschattet. Oder mit Szenen im Kopf, was alles schief gehen könnte.
Oder, öfter wenn ich etwas »erschaffe«, Selbstzweifel begleiten mich. Oder fressen mich auf. Auf große Projekte, wie zum Beispiel das GERRY365 Projekt, empfinde ich auch schon eine Art Stolz. Aber es ist nichts Großes, was sich gut anfühlt. Aber es endet dann in …

Zufriedenheit

Auch das habe ich schon im Rahmen des ANGST-Projekts erwähnt, glaube ich. Es ist eher Zufriedenheit, dass etwas auf einer imaginären liste einen Haken hat. Oder dass ich dafür kein Geld ausgeben muss, weil ich etwas geschenkt bekam.
Da ich es nicht besser weiß, ist das einfach das höchste Gefühl an Positivität, was ich empfinden kann. Und irgendwie finde ich das okay. Aktuell zumindest.

Ich habe andere Schwierigkeiten, die ich angehen möchte. Nämlich die dauerhafte Tief-Stimmung. Und da hilft es halt generell nicht, mir einreden zu wollen »Du fühlst xyz«, »Du hast abc zu fühlen«, oder »Du fühlst mehr als du zugibst«. Gerade Letzteres schmerzt irgendwie. Wie kann ich mehr zugeben, wenn ich etwas nicht definieren kann?
Daher habe ich mir angewöhnt, Gespräche zu beenden und Kontakte für mindestens einen Tag zu pausieren, damit meine Wut, die in dem Moment entsteht, nicht auf diese Person gelenkt wurd. Und von dieser Wut sind maximal 20 % auf diesen Menschen bezogen.

Die meiste Wut bildet sich mir gegenüber. Und meinem Kopf. Weil ich nicht in der Lage bin, das nachzuvollziehen, was ich denn bitte fühlen soll. Ich möchte doch nur weniger Düsternis im Kopf. Warum soll ich jetzt noch Gefühle erzwingen, die ich nicht kenne, oder verlernt habe?
Aber Zufriedenheit kann man nicht schreiben ohne …

Frieden

Ich habe vor kurzem mein erstes Erstgespräch gehabt mit einem Psychologen. Genauer möchte ich darauf aktuell nicht eingehen, da noch bis zu zwei Gespräche folgen, sich aber durch meine Corona-Infektion aber leider verschoben haben.
Als ich von meiner Oma erzählte und davon, was in meinem Kopf nicht passierte, wenn ich bei ihr war, hatte er ein Wort genannt, was ich bisher nicht in Betracht gezogen hätte. Frieden.

Ich habe erzählt, dass ich bei meiner Oma (Gerade als Kind und junger Jugendlicher) meistens nicht über schwierige Umstände in der Schule, oder zuhause gedacht habe. Es war ruhig in meinem Kopf. Ja. Es war eine Art Frieden. Ich war weniger traurig und auch körperliche Nähe war mehr möglich.
Und so ist es heute noch. Das Ausmaß an »Frieden« wie damals bei meiner Oma, hab ich seit ihrem Ableben nicht mehr gehabt. Aber temporär kann es da sein. So war das bei meinen letzten beiden Männern. Bis eine schwierige Zeit für mich und meinen Kopf kam, wo es sich auch auf dieses Friedensgefühl auswirkte und somit auch auf das Bedürfnis körperlicher Nähe.

Es gibt auch einen Menschen, wo ich das Gefühl von Frieden für kurze Augenblicke auch habe. Nicht der intensive Frieden. Aber eine Art von Frieden. Ich glaube eh nicht dran, dass ein Mensch den Frieden herbeiführen kann, den ich bei meiner Oma hatte. Das war einfach special.

Dunkelheit

Ich weiß, dass diese Dunkelheit, die ich immer versuche auszudrücken und welche in meinem Kopf ist, schwer nachzuvollziehen ist. Insbesondere, wenn es dann Momente gibt, wo ich doch ein wenig mehr lache, oder vor mich hin Singe (Eschborn lässt grüßen). Oder wenn ich entspannter wirke, weil ich zum Beispiel was getrunken habe.
Gerade im letzteren Fall, hab ich den eklatanten Hang dazu, dass ich jemanden versuche zu verdeutlichen, wie dankbar ich bin, weil dieser Mensch im Leben ist, oder wie wichtig er mir ist. Das wird oft mit einem emotionalen Ausbruch verwechselt. Dem ist aber nicht so.

Ich fühle, wenn ich ange/betrunken bin Sachen wie Zufriedenheit und Erleichterung besser und intensiver. Daher kann ich entsprechend lockerer sein. Und auch Spaß erhöht sich exponentiell. Was aber für mich halt kein Grund ist, und auch nicht sein sollte, öfter zu trinken. Im Gegenteil. Gerade jetzt, wo ich alleine lebe, achte ich penibel drauf, nicht in uralte muster von vor 10 Jahren zurückzufallen.
Im Rausch kann ich sogar besser bestätigen, dass ich jemand nach meinen Fakten Liebe, weil die Düsternis etwas heller wird und ich so besser reflektieren kann. Ich weiß, das ist schwer zu glauben. Aber nehmt es einfach mal so hin.
Aber der Rauschzustand sorgt auch dafür, dass meine innere Wut und Traurigkeit sehr gedämpft werden (wenn keine depressive Episode ansteht. Weil dann kann Traurigkeit auch massiv verstärkt werden, weshalb ich in Episoden auch nicht trinke) und ich somit generell ruhiger bin. Und aufgedrehter.

Was ich mir wünsche

Ich wünsche mir, dass man Menschen mit diesen Problemen mit Empfindungen, ernst nimmt. Das fehlt mir nämlich schon mein ganzes Leben. Das man mich, meine Gefühle und das, was ich drüber sage, ernst nimmt und vor allem mir auch einfach glaubt. So entsteht nämlich ein Kreislauf in eine Episode rein. Man möchte, insbesondere seinen Freunden, Menschen gerecht werden und man weiß einfach, dass es so nicht reicht, wie man ist.
Und mehr als auf Therapie oder sowas hoffen, können wir an dieser Stelle auch einfach nicht. Die Welt sollte generell aufhören, anderen Emotionen einreden zu wollen, die sie nicht empfinden oder empfinden können. Und das machen wir alle. Oft unbeabsichtigt. Oft gut gemeint. Aber gut gemeint, ist nicht gut getan.

Ich möchte nicht, dass sich jemand aus meinem Freundes- oder Bekanntenkreis schlecht fühlt. Aber ich möchte, dass man vielleicht nachvollziehen kann, dass das verletzend ist. Ich hab auch überlegt, das Wort übergriffig zu nennen. Aber das ginge vermutlich zu weit.
Jeder Mensch ist anders. Jede Gefühlswelt ist anders. Jedes Leben ist anders. Unsere Welt wär friedlicher, würden wir das akzeptieren. Wir haben alles unsere Probleme und Sorgen. Unsere emotionalen Stärken und Schwächen. Wir sollten uns Ergänzen, statt uns einzureden, was dem anderen fehlt oder er »verbirgt«.

 

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