Es war einmal, vor vielen Jarhzenten, eine Frau. Sie saß in einem Kaffee und ein gutaussehender Mann sprach sie an. Er war sympathisch und sie entschied, ihre Zeit mit ihm zu teilen.
Im Laufe dieser kamen sie sich immer näher, heirateten und bekamen viele Kinder. Und sie blieben bis zu dem berühmten „Bis das der Tod sie scheidet“ zusammen. Und auch nach dem Tod ihres Mannes blieb sie ihm treu und war für ihre Kinder da. Viele Jahre später umschloss sie wieder die Hand ihres Mannes und verabschiedete sich von der Welt.
Ein romantischer Gedanke, der hier die Einführung bildet, meint ihr nicht auch? Ich finde schon. Und irgendwie mag ich den Gedanken. Außer, dass man nach dem Tod des Partners alleine bleibt. Das muss nicht sein, finde ich. ABER so war es Mitte des 20. Jahrhunderts nun einmal.
Die Inspiration zu diesem Blog kam durch die Youtuberin Gnu, die auf ein Video von Brust raus reagierte. Ja ich mag Reactions immer noch nicht und ich habe mir auch das Originalvideo noch separat angeschaut. Und das Thema war für mich auf viele Ebenen hochinteressant.
„Haben wir verlernt zu lieben?“
Dies ist die Ausgangsfrage des Videos gewesen und wenn ich mich sowohl in meinem Leben, als auch in meiner näheren sozialen Umgebung umschaue, würde ich ein dickes „Ja“ darunter setzen. Aber wie ihr euch sicher denkt, mach ich es mir nicht so einfach.
Hinter diesem Ja stecken viele Überlegungen und auch viele Unterhaltungen zum Thema Beziehungen in den letzten Jahren. Den Oben genannten Gedanken finde ich persönlich sehr schön und egal was für eine Liebesbeziehung ich hatte, schwang dieser Gedanke immer mit. Und von Beziehung zu Beziehung wurde der Wunsch danach größer.
Und den Gedanken teilen viele Menschen, vor allem Singles, aber warum kommt es dann nicht mehr zu solchen dauerhaften Beziehungen?
Fomo – die etwas andere Midlifecrisis
Das Video von Brust raus ist etwas tiefer in das „Fear of missing out“ Thema eingegangen. Während anfang/Mitte des 20. Jahrhunderts immer noch der Aspekt des Angewiesenseins, ist dieser Aspekt heutzutage kaum noch gegeben. Das sorgt irgendwann am Ende dafür, dass viele, die in einer Partnerschaft leben, sich immer wieder die Frage stellen: „Wars das jetzt? Soll das alles gewesen sein?“.
Im Video wird verdeutlicht, dass Menschen angefangen sich oft mehrere Optionen freizuhalten. Es werden diverse Chats offen gehalten, selbst wenn sich einer als etwas entpuppt, was tiefer gehen könnte. Denn „Gibt es vielleicht noch was besseres?“ Führt hierbei den Kopf.
Mein Kopf ist komisch. Der hat sich das noch nie gefragt. Meine Frage war eher anderer Natur und hat mit meinen (fehlenden) Emotionen zu tun.
Viele Beziehungsenden, die ich miterlebt habe, oder auch involviert war, entstanden irgendwie (nicht immer, aber (vermutlich) häufig) aus diesem Gedanken. Selbst wenn es gut läuft, könnte es noch besser laufen. Selbst wenn man sich frei entfalten könnte, weil der/die ParterIn einen unterstützt, kommt die Frage „Geht es noch besser?“.
Und auch wenn diese Frage nicht ausgesprochen wird, kommt die Frage bei den PartnerInnen an. Und jetzt sollten wir uns mal Fragen: „Muss es denn immer besser sein?“
Nein. Perfektion gibt es nicht.
Viele Erwarten heutzutage perfekte Beziehungen. Und gleichzeitig erwarten viele, dass sie sich ‚Rücksichtslos‘ weiterentfalten können. Es besteht heutzutage kaum noch Kompromissbereitschaft in der Beziehung und es wird oft nicht mal angesprochen. Beziehungen enden und oft bleibt eine Person zurück, die keine Ahnung hat, was passiert ist, und sich nur wünscht, dass man an eben dieser Beziehung gearbeitet hätte.
Doch das wollen viele heute nicht mehr. Wird etwas ‚Kompliziert‘ (Wobei ich von FreundInnen auch schon gehört habe, dass meist nicht mal offene Komplikationen vorhanden waren), wird es fallen gelassen.
Man hat Angst, man könnte einen besseren Partner verpassen und merkt dabei nicht mal, dass vielleicht dieser zurückgeblieben ist. Wir alle hinterlassen viel verbrannte Erde auf dem Weg, den perfekten Partner zu finden.
Spiegelung aufs Sozialleben
Was ich auch mitbekommen habe, ist, dass sich dies auch auf das Sozialleben auswirkt. Wir wählen Freunde oft nicht mehr nach Sympathie, sondern nach optischen Merkmalen. Übertriebenes Beispiel: Person A trägt Brille. Person B schaut sie nicht mal mit dem Arsch an. Nach einiger Zeit wechselt Person A zu Kontaktlinsen. Person B wird schon richtig aufdringlich.
Warum? Warum hat sich das soziale Verhalten so extrem in die Oberflächlichkeit entwickelt. Und ich schließe mich da nicht unbedingt aus. Aber ich möchte mich auch nicht in die Vergleichsgruppe setzen, da ich aufgrund von Problemen auch ein schlechter Vergleichspunkt wäre.
Bei mir hängt sehr viel z. B. von Sympathie ab. Nur meine ersten beiden langjährigen Partner (vor allem der zweite) entsprachen optisch meinem Typ. Also wirklich. Danach entsprach keiner meiner Partner mehr meinen optischen Vorlieben. Und das war gut. Ich habe so tolle Menschen kennengelernt. Und teilweise schöne Zeiten gehabt.
Und es war nicht perfekt. Bei weitem nicht. Aber mir fällt es schwer, nachzuvollziehen, wie man so übermäßig oberflächlich sein kann? Klar. Jeder hat gewisse Erwartungen. Ich auch. Aber dennoch erschließt sich mir das nicht.
Am Ende …
… habe ich das Gefühl, dass viele Menschen irgendwann auf der Suche nach ‚perfekten sozialen Beziehungen‘ am Ende ihrer Suche unzufrieden sein werden und bedauern, was sie alles für diese nicht funktionierende Suche aufgegeben haben.
Und ist das am Ende erstrebenswert? Die ewige Suche nach etwas Irrationalem und was menschlich auch gar nicht möglich ist?
Ich mache übrigens niemandem Vorwürfe. Im Gegenteil. Jeder soll leben und suchen wie er möchte. Aber vielleicht sollte man darüber nachdenken, wie verkohlt die Erde ist, die man am Ende hinterlässt.
Gerry
P. S.: Natürlich ist dieser Blog nicht auf Paare bezogen, die wirklich aktiv versucht haben, an ihrer Beziehung zu arbeiten. Das verdient nämlich Respekt! Am Ende, wird heute zu schnell weggeworfen, ohne zu wissen, was man gemeinsam erreichen könnte.
4 Kommentare zu „Sind wir noch fähig…?“
Ich hätte so gerne eine lange, aufrichtige Beziehung, aber irgendwie gerate ich an die Falschen :|
Nachvollziehbar.
Ein sehr schöner Beitrag zu dem Thema. Meine persönliche Vermutung ganz subjektiv und bestimmt überhaupt nicht objektiv:
Eine Beziehung ist auch Arbeit, der vergessen viele. Nichts wird perfekt laufen. Wichtig ist ein Gleichgewicht zu finden. Aufeinander zugehen. Irgendwie hat sich auch über die Jahre die Grundeinstellung geändert.
Früher: Was kann ich in die Beziehung an Stärken und positiver Energie mit rein bringen.
Heute: Das und das und jenes muss mein Partner erfüllen und mitbringen.
Es ist zwar nie verkehrt, selbst Ansprüche zu haben, aber der Grundgedanke hat sich um 180° gedreht. Es wird mehr gefordert, als man selbst bereit ist zu geben. Vor allem, wenn man selbst in dem Bereich schwächelt, was nur menschlich ist, muss man seine Ansprüche und Erwartungen realistisch setzten. Noch verdrehter wird die Angelegenheit, wenn man denkt, dass sich alle Probleme dann in Luft auflösen, wenn man endlich eine Beziehung hat. Dabei ist es essentiell vom Vorteil, wenn man mit einem einigermaßen geregelten Leben auf Beziehungssuche geht, weil das durchaus attraktiv macht.
So erlebe ich viele Freunde in meinem Umkreis, die leider sehr unglücklich sind mit ihrer Situation alleine, aber auch den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen. Leute die wirklich Interesse haben, also potentielle Kandidatin währen, werden schnell auf die Seite gewischt, weil unbedeutende Details nicht sofort passen. Nicht 100% die selben Vorlieben, wie eine Fragenkatalog, und wird sofort als nicht interessant eingestuft. Oberflächlich, wie eine Umfrage.
Am Ende ziehe ich ein Fazit: „Alle suchen an sich vorbei.“
Besser hätte ich es fast nicht ausdrücken können. Eine fantastische Ergänzung zu diesem Blog.